Artenschutzprogramm zur Rettung der Europäischen Sumpfschildkröte Emys orbicularis in Mecklenburg-Vorpommern
Im Projekt soll schwerpunktmäßig die Verbreitungssituation hinsichtlich autochthoner und allochthoner Vorkommen in Verbindung mit der jeweiligen Populationsgröße/-struktur abgeklärt werden.
Um entsprechende Schutzvorkehrungen insbesondere zur Sicherung der Reproduktionserfolges bzw. der Generationsfolge treffen zu können; bis zum Jahre 2000 lagen keinerlei Arbeiten bzw. Untersuchungen für Mecklenburg-Vorpommern vor.
Projektträger: StAUN Neubrandenburg und NPA Müritz (zurückgezogen schon in der Anfangsphase), Projektstart: Sommer 2000, Projektdauer: 5 Jahre, Gebiet: Landkreis Mecklenburg-Strelitz und Landkreis Müritz (heute Landkreis Mecklenburgische Seenplatte, MSE)
In Anlehnung an das Brandenburger Modell, welches 1993/1994 vom Landesumweltamt Brandenburg zum Schutz der letzten autochthonen Populationen geschaffen wurde.
Inhalt des Artenschutzprogramms
- Sicherung, Prüfung und Analysen der historischen Nachweise; Auswertung der Literaturquellen und Berücksichtigung der Hinweise aus der Bevölkerung
- Sondierung der Gewässerstruktur außerhalb der Vegetationsperiode und Sichtbeobachtungen am Gewässer ab Ende März bis Mai (geringe Vegetationsdeckung)
- Vorbereitung und Durchführung von Fangaktionen im Mai bis Anfang Juni mittels Dreikammerreusen mit dem Ziel der Bestandskontrolle (Wiegen, Messen, Fotografieren, genetische Untersuchungen) und Besenderung ausgewählter autochthoner Tiere.
- Markierung (Sender am Tier anbringen) und Telemetrie um die Aufenthalte, Wanderungen, Eiablageplätze und Überwinterungsplätze der Tiere zu finden.
- Erfassung der Habitate durch Kartierung der Wohngewässer, Eiablageplätze und Wanderrouten, Gewässer-Parameter, Besonnung, Windexposition, Gefährdungen durch Prädatoren
- Renaturierung der Gewässer und Vorbereitung der Wiederbesiedlung
- Wiederbesiedlung ausgewählter Gewässer mit Jungtieren von der Naturschutzstation Rhinluch aus Linum, Bundesland Brandenburg
- Ab dem Jahre 2012 - Wildkamera-Projekt zum Nachweis der wieder angesiedelten Sumpfschildkröten; Testen einer Variante im Rahmen des Monitoring
- Durchführung von Gewässerpflegemaßnahmen (Ausbaggern verlandeter Bereiche, teilweise Entkrautung, Eindämmung der Rohrkolbenbestände, Entbuschung u.a.)
- Schaffung von weiteren Beobachtungsständen für Sichtbeobachtungen
Die Auswilderungen von Europäischen Sumpfschildkröten in Mecklenburg-Vorpommern
Die erste Auswilderung von 20 drei- bis vierjährigen Europäischen Sumpfschildkröten, die in Linum geschlüpft sind, erfolgte am 23.08.2008 im Naturpark Feldberger Seenlandschaft im Beisein von Rundfunk, Presse und Politik.
Die zweite Auswilderung erfolgte am 02.09.2010 am selben Gewässer. Insgesamt wurden 13 zwei- und dreijährige Tiere ausgesetzt.
Die dritte Auswilderung von 20 zwei- bis dreijährigen Europäischen Sumpfschildkröten, die im Land Brandenburg geschlüpft sind, erfolgte am 08.08.2014 im Naturpark Feldberger Seenlandschaft im Beisein von heimischen Landwirten, dem Staatlichen Amtes für Landwirtschaft und Umwelt Mecklenburgische Seenplatte (StALU MS), Mitarbeitern der Naturschutzstation Linum und aktiven Naturschutzhelfern.
Schlusswort und Ausblick
Dank dem Land Mecklenburg-Vorpommern und dem Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt Neubrandenburg konnten für das Sumpfschildkröten-Projekt Fördergelder bereitgestellt werden, welche es erlaubten, die notwendigen Ausrüstungen für die ehrenamtlichen Mitarbeiter und Pflegemaßnahmen an den Gewässern zu finanzieren.
Das FND im Naturpark Feldberger Seenlandschaft ist heute intakt, damit dort Sumpfschildkröten leben und sich vermehren können.
Ein "Soll", wo einst schon mal Sumpfschildkröten zu DDR-Zeiten gelebt haben, ist in Vorbereitung. In ein paar Jahren wird es auch dort möglich sein Sumpfschildkröten wieder anzusiedeln.
Jedoch müssen noch weitere potentielle Gewässer im Landkreis Mecklenburger Seenplatte erkundet werden, die nach Durchführung von mehrjährigen Gewässer-Pflegemaßnahmen geeignet sind, damit dort Habitate zur Wiederansiedlung von einheimischen Sumpfschildkröten entstehen.
Die von Aussterben bedrohte heimische Sumpfschildkröte in MV kann nur weiter existieren, wenn die Landwirte, die Naturschutzbehörde und die ehrenamtlichen Mitarbeiter Hand in Hand arbeiten. Ohne Fördermittel zur Gewinnung und Erhaltung der Gewässer ist dies nicht möglich! Auch müssen noch mehr interessierte, ehrenamtliche Personen am Sumpfschildkröten-Projekt beteiligt werden.
Der Waschbär ist und bleibt die größte Gefahr für die Sumpfschildkröten und für die Brutvögel. Zur Zeit kann nur durch Fallenstellen und Bejagung der Bestand verringert werden.
Weitere Ausführungen zum Projekt finden sie unter : http://www.stalu-mv.de/cms2/StALU_prod/StALU/de/ms/Themen/Naturschutz_und_Landschaftspflege/Artenhilfsprogramm_Sumpfschildkroete/index.jsp
In der Streitzer Zeitung vom 22.11.2017 ist ein Beitrag zur Erhaltung der Sumpfschildkröte in MV erschienen, welcher die Projektarbeit der letzeten Jahre schildert und einen Ausblick gibt.